Der Bahnhof Weilheim

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Stationssteckbrief der Bayerischen Eisenbahngesellschaft mit Angaben zu allen Einrichtungen für den Reiseverkehr

Aktuelle Abfahrts- und Ankunftstafel

Der Bahnhof Weilheim ist der wichtigste Knotenpunkt im Werdenfels-Netz. Hier treffen die Werdenfels-, Ammersee- und Pfaffenwinkelbahn aufeinander. Das erhebliche Zugaufkommen wird mit fünf Bahnsteiggleisen bewältigt. Dabei dienen die Gleise 1-3 der Werdenfelsbahn, während die Gleise 4 und 5 für die, zwischen der Ammersee- und Pfaffenwinkelbahn durchlaufenden Züge vorgesehen sind.

Die ehemals sehr umfangreichen Gleisanlagen wurden auch hier im Laufe der Zeit reduziert. Durch den elektrischen und Dieselbetrieb waren die Behandlungsanlagen für Dampflokomotiven am nordwestlichen Bahnhofskopf bald überflüssig. Nur eine Tankstelle für Dieseltriebfahrzeuge blieb übrig.

Durch die Aufgabe des Güterverkehrs im gesamten Werdenfels-Netz wurden sämtliche Gütergleise nicht mehr gebraucht. Bis auf Gleis 6 und 7, die zum Abstellen der Talente dienen und zwei Stumpfgleisen, auf denen die LINT abgestellt werden, wurden alle westlichen Gütergleise entfernt und sind einer P&R-Anlage gewichen. Ebenso wurde der nördliche Ladehof geräumt, auf dem mittlerweile ein Busbahnhof entstanden ist.

Am längsten konnte sich noch der südliche Ladehof mit seiner Kopf- und Seitenrampe halten, da er für Panzerverladungen der Bundeswehr aus Murnau gebraucht wurde. Nach einem letzten Hoch für die Baumateriallogistik beim Umbau des Bahnhofes Tutzing wurde auch er geräumt. Wo die Bundeswehr, die wider Erwarten in Murnau bleibt, in Zukunft noch Material verladen kann, ist mehr als eine gute Frage.

Während selbst Oberau ICE-taugliche Bahnsteige erhielt, verharrte Weilheim, trotz seiner Wichtigkeit, jahrzehntelang im Dornröschenschlaf mit seinen nur wenigen Zentimeter hohen Bahnsteigen. Wo sonst Bürgermeister permanent die Werbetrommel für einen barrierefreien Ausbau rührten und eine z.T. weit entfernt statt findende Ski-WM als Argument ins Feld führten, wurden in Weilheim lediglich ehrenamtliche Hilfstruppen mit Unterschriftensammlungen und der Organisation von Runden Tischen beauftragt. Dort ließ man sich kurz und knapp abfertigen und verkroch sich wieder in seine Abwartehaltung.

Auf dem letzten dieser Runden Tische erklärte der eigens angereiste damalige bayerische Wirtschaftsminister Zeil, daß sein Haus leider nicht helfen könne, da dafür ausschließlich der Bund zuständig sei. Auf einen Leserbrief meinerseits, dass das Ministerium für Ausbamaßnahmen auf Bahnhöfen, die dem Regionalverkehr dienen durchaus zuständig sei, ließ der Minister dies per Pressemitteilung ausdrücklich dementieren. Kurz darauf verkündete er dann, genau diese Maßnahme aus dem "Bayernpaket 2013 - 2018" mitzufinanzieren.

2016/17 erfolgte dann endlich der barrierefreien Ausbau. Die bestehenden Bahnsteige wurden vollständig abgebrochen und in geänderter Höhe und mit geänderter Bahnsteigkantenlänge in nahezu alter Lage neu errichtet. Die Höhe der neuen Bahnsteige an den Gleisen 1 bis 3 beträgt jeweils 76 cm über SO, an den Gleisen 4 und 5 jeweils 55 cm über SO. Die Kantenlänge der Bahnsteige an den Gleisen 1 bis 3 künftig jeweils 280 m, am Gleis 4 162 m und am Gleis 5 140 m betragen, wobei am südlichen Bahnsteigende des Gleises 5 ein 20 m langer Bereich für eine optionale zukünftige Verlängerung der Bahnsteigkante freigehalten wird.
Zur barrierefreien Erschließung der Bahnsteige wurden drei Aufzugsanlagen neu gebaut, die die Personenunterführung mit den Bahnsteigen am Gleis 1 sowie den Gleisen 2/3 und 4/5 verbinden. Die von der Personenunterführung zu den Bahnsteigen der Gleise 2/3 und 4/5 führenden Treppenanlagen wurden abgebrochen und als Ersatz und Ergänzung jeweils zwei neue Treppenzugänge nördlich und südlich der Personenunterführung hergestellt.
Des Weiteren wurde ein Betonschalthaus für Elektro- und Telekommunikationstechnik, ein Wertstoffhof, ein schienengleicher Überweg für Bahnbedienstete und Zuwegungen für den Winterdienst neu gebaut

Bis Dezember 1980 verfügte der Bahnhof Weilheim über je ein mechanisches Stellwerk an den beiden Bahnhofsköpfen. Seit dem wurde der Bahnhof, samt der beiden benachbarten Betriebsbahnhöfe Polling und Wilzhofen, durch ein Stellwerk des Typs Lorenz SpDr L 60 von einem an Gleis 1 gelegenen Turm gesteuert. Dieses war im Jahr 2016 technisch abgängig. Da einzelne Baugruppen der vorhandenen Stellwerkstechnik nicht mehr zur Verfügung standen, wurde statt dessen als Ersatz eine Elektronisches Stellwerkszentrale (ESTW-Z) vom Typ El S (SIMIS D) des Herstellers Siemens gebaut. In Polling und Wilzhofen wurde jeweils eine ausgelagerte Stellwerkseinheit (ESTW-A) errichtet und an die ESTW-Z in Weilheim angebunden.

Gleichzeitig wurde die bisherige ESTW-Z in Garmisch-Partenkirchen, die alle ESTW-A auf der Werdenfelsbahn von Huglfing bis Mittenwald (Grenze) und die Strecke Murnau - Oberammergau steuerte, aufgelöst und zur ESTW-A herabgestuft. Alle ESTW-A dieser Strecken wurden an die neue ESTW-Z in Weilheim angebunden, dass somit große Teile des Werdenfelsnetzes steuert. Perspektivisch sollen auch die einzig noch verbliebenen Fahrdienstleiterstellwerke in Klais an der Werdenfels- und in Griesen an der Außerfenbahn mit einbezogen werden. Während die Technik des ESTW-Z in einem Betonmodulbau südlich des Bahnhofsgebädes untergebracht wurde, befinden sich die Beidenplätze in der Kanzel des Stellwerksgebäudes.
Am Morgen des 21.11.2016 übernahm die ESTW-Z den Stellbereich. Das alte Lorenz-Stellwerk ging bereits zu Beginn der Baumaßnahmen außer Betrieb. Da anschließend zuerst die alte Technik aus der Kanzel des Turms entfernt werden musste, erfolgte die Bedienung eine Zeit lang aus einem provisorischen Container neben dem alten Stellwerk, bevor die Bedienplätze endgültig dorthin verlagert wurden.
Der ehemalige Relaisraum des alten Lorenz-Stellwerkes wurde ebenfalls leergeräumt und erhielt Fenster zu den Gleisanlagen hin. Hier wurden bisher 3 weitere Bedienplätze fur ESTW-Z des Typs ZSB 2000 des Herstellers Scheidt & Bahnmann eingerichtet. Von hier aus werden

bedient. Der Einbau weiterer Bedienplätze für andere ESTW-Z ist möglich. Damit wird Weilheim weiter zum regionalen Bedienzentrum für den Raum südlich von München ausgebaut.

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