Die Idee eines neuen Haltepunktes im Schongauer Norden auf der Höhe des mittlerweile ehemaligen Kreiskrankenhauses wurde bereits seit vielen Jahren diskutiert. Er ließe sich einfach realisieren, da an der hier verlaufenden Bahnstrecke Schongau - Landsberg, die nur noch im Güterverkehr benutzt wird, lediglich ein Bahnsteig errichtet werden müsste. Die Bedienung könnte problemlos in der bisherigen Wendezeit in Schongau durchgeführt werden. Der dadurch reduzierte Verspätungspuffer würde durch die konsequenteNutzung der Möglichkeiten des umgebauten Bahnhofes Peißenberg mehr als wieder aufgefüllt werden. Bei einer allfälligen Beschleunigung des Westabschnittes des Pfaffenwinkelbahn durch Beseitigung von Bahnübergängen ließen sich noch zusätzliche Minuten einspielen.
Für den Haltepunkt sprachen zum Zeitpunkt der ersten Planungen außerdem noch folgende Gründe:
Leider wurde an höherer Stelle Schongau Nord nicht als sinnvolle Verlängerung der Pfaffenwinkelbahn, sondern als erster Schritt zur Reaktivierung der Fuchstalbahn gesehen. Da Reaktivierungen in Bayern besonders skeptisch gesehen werden, stießen die Pläne in München auf Ablehnung. Weiters ist die Reaktivierung der Fuchstalbahn durch ungeschickte Äußerungen der gefühlt falschen Politiker zur Unzeit schlecht beleumundet. Es kann jedoch nicht sein, daß hoch sinnvolle Maßnahmen, die eigentlich mit einem geringen Aufwand umgesetzt werden könnten, an Begrifflichkeiten und persönlichen Animositäten scheitern.
Als größtes Hindernis für die Verlängerung der Pfaffenwinkelbahn entpuppte sich jedoch ausgerechnet das alte Stellwerk in Schongau: Eine Durchbindung nach Schongau Nord würde eine dauerhafte Besetzung des Wärterstellwerks am Nordkopf des Bahnhofes bedingen. Um diese kostspielige und in Zeiten des Personalmangels kaum durchführbare Voraussetzung zu umgehen, wäre ein Umbau des Schongauer Fahrdienstleiterstellwerks im Bahnhofsgebäude notwendig. Dies ist aber nicht möglich, da das Stellwerk nur in seiner jetzigen Form Bestandsschutz genießt und bei einem Umbau neu sicherheitstechnisch abgenommen werden müßte. Über die erforderlichen Abnahmeprüfer verfügt DB InfraGO aber nicht mehr, da diese Stellwerke geplant schon längst aus dem Verkehr gezogen sein sollten. Der Rückbau war jedoch möglich, da dabei nur die entsprechenden Weichen und Signale abgeklemmt wurden, die Sicherheitslogik aber unangestastet blieb. Die Riegel wurden einfach in Stellung "Rot" bei Signalen und entsprechend dem verbliebenen Gleisstrang bei ausgebauten Weichen festgelegt.
Als Voraussetzung bleibt also nur, den Bahnhof Schongau auch mit einem elektronischen Stellwerk auszustatten. Dafür wurden seitens der Bahn jedoch Kosten in Höhe von 20 Millionen Euro veranschlagt. Dies macht jedoch die Verlängerung mehr als unrentabel. Daß dieses Stellwerk von Haus aus nur eine mehr als begrenzte Lebenszeit hat und in naher Zukunft unabdingbar durch ein neues EStW ersetzt werden muss, daß an die regionale Bedienzentrale in Weilheim anzuschließen wäre wird dabei unter den Tisch gekehrt. Somit muss der Großteil der Kosten sowieso aufgebracht und aus einem anderen Topf bezahlt werden.
Beim barrierefreien Umbau des Bahnhofes Schongau wurde jedenfalls keine Rücksicht genommen und eine direkte Führung von Personenverkehr nach Norden verunmöglicht. Dies müßte korrigiert werden und würde die Kosten zusätzlich in die Höhe treiben. Die Auswirkungen der überfallartigen Schließung des Schonaguer Krankenhauses und dessen Umwandlung in ein Facharztzentrum lassen sich noch gar nicht abschätzen.
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